Seit den 1960er Jahren engagieren sich Vereine und Interessengemeinschaften am Niederrhein, um Menschen mit Behinderung berufliche Bildungsangebote und sichere, geschützte Arbeitsplätze zu ermöglichen. In Trägerschaft von Vereinen und/oder Kommunen entstehen erste Anlern- und Bastelwerkstätten.
Diese Werkstätten entstehen überall am Niederrhein - in Düsseldorf, Freudenberg, Duisburg, Krefeld, Neuss, Mönchengladbach, Heinsberg, Diese Werkstätten professionalisieren sich zunehmend mit dem Anspruch, die berufliche Bildung und eine Vielfalt angepasster Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu entwickeln.
Die meisten Betreuer und Gruppenleiter in den Werkstätten kamen aus dem Handwerk und der Industrie. Beruflich hatten sie viel fachliche Erfahrung, jedoch nicht im Umgang und in der Förderung von Menschen mit Behinderung. Die Werkstätten schlossen sich zur Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten am Niederrhein (AWN) zusammen, um die berufliche Bildung, Arbeitsprozesse und Qualitätsstandards gemeinsam weiter zu entwickeln. So entstand die Idee, die Fachkräfte und Gruppenleiter in den Werkstätten durch eine Sonderpädagogische Zusatzausbildung (SPZ) übergreifend zu qualifizieren.
Der erste Ausbildungsjahrgang startete im August 1978 an der "Info-Schule" in Neuss. Ab 1980 übernahm die AWN die Organisation der SPZ-Qualifizierung und wurde Träger dieser neuen Ausbildung. Um den Bildungsansprüchen gerecht zu werden und eine unabhängige und qualitativ hochwertige, berufliche Qualifizierung zu realisieren, gründete die AWN am 26.10.1984 den Verein der Werkstätten am Niederrhein e.V. (VWN), welcher Träger der Sonderpädagogischen Zusatzausbildung wurde.
Willi Hoymann, ehemaliger Geschäftsführer der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN), leitete den ersten SPZ-Ausbildungsjahrgang 1978 an der "Info-Schule" in Neuss und übernahm 1984 den Vorsitz des Vereins der Werkstätten am Niederrhein e.V. (VWN).
Als Leiter und Referent verantwortete er die Weiterentwicklung der SPZ-Ausbildung bis zu seiner Pensionierung 1996.
Heute bieten Werkstätten für Menschen mit Behinderung vielfältige Arbeitsangebote in zahlreichen Schwerpunkten wie Landschaftspflege, Schreinerei, Metallverarbeitung, Konfektionierung und Verpackung, (Elektro-) Montage, Großküche oder Cafés. Die Vermittlung berufsspezifischer Inhalte und die ganzheitliche, personenzentrierte Vorbereitung auf das Arbeitsleben mit der Option, den Weg in den allgmeinen Arbeitsmarkt zu wagen, stehen heute im Mittelpunkt der individuellen Förderung.
Damit das gut gelingt, müssen Gruppenleiter eine gute Schulung erhalten. So entwickelte sich aus der Sonderpädagogischen Zusatzqualifizierung die anerkannte Ausbildung zur Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung (FAB). Die VWN startete diese neue Ausbildung mit dem ersten Jahrgang "FAB 1" in 2002.
Die Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung ist heute eine anerkannte Ausbildung und in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung in ganz Deutschland etabliert. Die Werkstätten begleiten heute rund 320.000 Menschen mit Behinderung, entwickeln berufliche Förder- und Bildungsangebote, gestalten die sozialpädagogische Begleitung und fördern ermöglichen Teilhabechancen am Arbeitsleben.
Diese Werkstätten sind heute Mitglied des Vereins der Werkstätten am Niederrhein:
Landschaftspflege in den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg in den 1960er Jahren
1960er Jahre: Erste Arbeitsangebote in einer Anlernwerkstatt
Vorsitzender
stellv. Vorsitzender
Lehrgangsleitung
Martin Bickel ist Diplom-Sozialarbeiter, Familientherapeut und seit über 35 Jahren in der Behindertenhilfe tätig. Er war Geschäftsführer der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss und gründete 1999 mit Partnern den Berufsbegleitenden Dienst (BBD), der Menschen mit Behinderung den Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht. Sein Schwerpunkt liegt in der Entwicklung nachhaltiger Teilhabeangebote und Netzwerke zur beruflichen Inklusion.
Aufgabenschwerpunkte im Rahmen der FAB-Ausbildung: Organisation des Lehrgangs, Ansprechpartner für allgemeine Fragen, Prozessbegleitung, Beratung, Krisenmanagement